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Die Toten kommen
Europas Grenzen sind militärisch abgeriegelt. Sie sind jetzt die tödlichsten Grenzen der Welt. Jahr für Jahr sterben Tausende Menschen beim Versuch, sie zu überwinden. Europa hat den Einwanderern den Krieg erklärt – ein Krieg, dem ausschließlich Zivilisten zum Opfer fallen: am Evros, auf dem Mittelmeer und sogar in Nordafrika. Die Opfer dieses Krieges werden massenhaft im Hinterland südeuropäischer Staaten verscharrt. Sie tragen keine Namen. Ihre Angehörigen werden nicht ermittelt. Niemand schenkt ihnen Blumen.
Gegen alle Regeln der Wahrscheinlichkeit haben wir eine Mutter, die bei ihrer Einwanderung nach Europa durch unser aller Untätigkeit ertrunken ist und von den Behörden als „unbekannt“ auf Sizilien verscharrt wurde, zu ihren Angehörigen nach Deutschland überführt. Ebenso haben wir einen sechzigjährigen Einwanderer, der auf der Höllentortur des Mittelmeers kollabiert ist – und dessen toter Körper von den Behörden zehn Wochen beschlagnahmt wurde, um von seinen Angehörigen ein Geständnis gegen den Fluchthelfer wegen „Schlepperei“ zu erpressen – aus den Fängen der Bürokratie herausgelöst. Wir haben den gescheiterten Einwanderern die Würde zurückgegeben, die unsere Abschottungspolitik ihnen raubte. Aber es geht nicht nur um die Rettung der Würde von Flüchtlingen.
„Gemeinsam mit den Angehörigen haben wir menschenunwürdige Grabstätten geöffnet und die Toten exhumiert. Sie sind jetzt
auf dem Weg nach Deutschland!“
Philipp Ruch, Chefunterhändler
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„Nach dem Willen des deutschen Innenministers sollten die
Toten unsichtbar bleiben. Wir bringen sie ins Zentrum der
Macht, dorthin, wo die Schießbefehle für den Europäischen Todesstreifen herkommen: in das Berliner Regierungsviertel.“
Stefan Pelzer, Eskalationsbeauftragter
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(c) Nick Jaussi
"Das Recht der Angehörigen auf Totenfürsorge besitzt in Deutschland Verfassungsrang. Angehörige nicht zu ermitteln und ihnen damit die Möglichkeit zu nehmen, bei der Bestattung ihrer Liebsten anwesend zu sein, ist ein Verbrechen an der Menschheit."
Cesy Leonard, Chefin des Planungsstabs
Der Marsch der Entschlossenen
Am Sonntag wollte ein Marsch der Entschlossenen weitere Tote zum Kanzleramt bringen, um sie direkt vor den politischen Entscheidungsträgern zu beerdigen. Auf dem Vorplatz des Kanzleramtes soll eine Gedenkstätte der besonderen Art entstehen: ein Friedhof für die „unbekannten Einwanderer“. Da die Europäische Union viel mehr Friedhöfe für ihre tödliche Politik benötigt, müssen auch in Deutschland neue Felder entstehen. Der Bagger, der vor Ort friedlich die Grundsteine für einen Gedenkfriedhof legen sollte, wurde vom Kanzleramt untersagt. Stattdessen hoben die Entschlossenen nach unserer Veranstaltung spontan hunderte Gräber auf der Wiese des Bundestages aus. Seither entstehen in ganz Europa neue Gräber.
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Der neugestaltete Vorhof am Kanzleramt: das Friedhofsfeld Den unbekannten Einwanderern für die Opfer der militärischen Abriegelung Europas.
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(c) Nick Jaussi
So geht Europa mit seinen Toten um!
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Keiner soll die Toten sehen: im August 2010 entdecken deutsche Aktivisten ein Massengrab in Sidiro, Griechenland mit über 200 Leichen. Frauen, Kinder und Männer, die beim Übertritt der (damals von deutschen Polizisten) schwer bewachten türkisch-griechischen Grenze ertrunken sind. Obwohl der Auftrag der Bezirksregierung eine Waschung und Beerdigung der Verstorbenen nach muslimischen Gebräuchen vorsah, verscharrt der Beerdigungsunternehmer die Leichname entlang eines schwer zugänglichen Sandweges im Hinterland – wo sie bis heute liegen. Der Wegesrand wird später von den Behörden kurzerhand zum Friedhofsfeld umdeklariert.
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Am 22. Januar 2015 werden in Catania auf Sizilien 13 Leichen von Flüchtlingen in einer Lagerhalle entdeckt, darunter zwei Kinder. Die Toten lagen dort aufgrund von „bürokratischen Hürden“ einfach 8 Monate rum. Man hatte sie einfach vergessen.
Am 30. Mai 2015 verkünden die Medien die Bergung von 17 Toten (z.B. hier, hier und hier). Was sie nicht ahnen: dieses Mal haben wir alles vorbereitet, um für die europäische Öffentlichkeit zu verfolgen, was mit diesen Toten geschieht. Die Leichnamen werden in Müllsäcke verpackt und in eine Kühlkammer im Krankenhaus von Augusta übereinander geworfen – gegen jede Form des Anstands. Es sind Bilder, die wir nie sehen sollten. Wer es wirklich sehen und die Hintergründe erfahren will, klickt bitte hier.
Bitte lesen Sie auch unsere allgemeinen FAQs zum Thema!
„Der Aktion gingen die intensivsten Recherchen seit Bestehen
des Zentrums für Politische Schönheit voraus. In den vergangenen Monaten haben wir
fünf EU-Außengrenzen besucht, die Angehörigen von Flüchtlingen ermittelt, die Massengräber besichtigt und Kühlhäuser inspiziert. Die Zustände vor Ort sind
eine Schande für Europa. Die Toten werden weggeworfen wie Müll. Und das in unser aller Namen.“
Paul Stauffenberg, Leiter der Außeneinsätze auf Sizilien
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(c) Nick Jaussi
Mehr erfahren
Spiegel Online Berichterstattung über Flüchtlinge: Die zurechtgestutzte Katastrophe
Süddeutsche Zeitung Tote Flüchtlinge, mitten in Berlin
taz Die echte Inszenierung, Schmerzhaft besetzte Leerstelle!
New York Times Migrant’s Funeral in Berlin Highlights Europe’s Refugee Crisis
Stern Im Namen der Toten, Weggekehrte Gräber für die Queen
Böll Politische Poesie
Berliner Zeitung So werden Flüchtlinge zu Menschen, Aktivisten bringen ertrunkene Flüchtlinge zum Kanzleramt
Tagesspiegel Über 100 Gräber vor dem Bundestag ausgehoben, Spiel ohne Grenzen, Künstler bestatten aus Syrien Geflüchtete in Berlin
Spiegel TV Künstler bestatten Flüchtlingsleichen
Spiegel Online Künstler holen Flüchtlingsleichen nach Berlin
Kurier Ein Gräberfeld vor Merkels Büro
Stellungnahme des Zentrums Grenzen des "Protests"?